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gel folgen würde. Pardon, Madam , warf Joseph dreist ein. Ich ziehe es vor, hier zu warten. Erstaunt schaute Mrs. Ainderby ihn an, wies auf einen vor der Wand stehenden Sessel und verließ dann das Vestibül. Mr. Ainderby bat Seine Lordschaft und Mrs. Duval in die Bib- liothek und forderte sie höflich zum Platznehmen auf. Nachdem man sich gesetzt hatte, herrschte verlegene Stille, bis Mrs. Ainderby mit dem Butler erschien, der die Getränke servierte und sich dann diskret entfernte. Auf einen auffordernden Blick 145/221 seiner Gattin hin räusperte sich Mr. Ainderby schließlich und sagte: Meine Gattin und ich waren sehr überrascht, als wir in Ihrem Billett lasen, Mylord, dass Mrs. Duval uns zu sprechen wünschte, da wir der Dame noch nie begegnet sind. Das ist richtig, Sir. Ich bin das erste Mal in England , be- stätigte Caroline. Was kann ich für Sie tun, Madam? , fragte der Hausherr neugierig. Es ist mir sehr unangenehm, Sir, mich vergewissern zu müssen, dass ich wirklich Mr. Ainderby vor mir habe, den äl- testen Sohn von Thomas Ainderby , erwiderte sie verlegen. Aber leider lässt sich das nicht vermeiden. Der bin ich , bestätigte Mr. Ainderby befremdet. Aber was hat das mit Ihrem Anliegen zu tun? Ich komme aus Jamaika , erwiderte Caroline, aus Kingston, um genau zu sein. Im letzten Jahr ist mein Großvater gestorben. Einer seiner letzten Wünsche war, dass ich Ihnen ein Schreiben von ihm übergebe. Sie öffnete ihr Ridikül und entnahm ihm die beiden Briefe. Dieses ist für Sie, das andere ist an mich gerichtet. Ich soll es in Ihrer Gegenwart lesen , fuhr sie fort und händigte Mr. Ainderby den für ihn bestimmten Umschlag aus. Den an sie adressierten riss sie auf und überflog hastig die Zeilen. Auch Mr. Ainderby öffnete das Couvert, entnahm ihm den Brief und begann zu lesen. Die Lektüre brachte beide sichtlich aus der Fassung. Schließlich ließ Mr. Ainderby das Schreiben sinken und fragte: Wo ist der von Ihnen mitgebrachte Gegenstand? In diesem Lederbehälter , antwortete Caroline. Verzeihen Sie, Mylord, aber haben Sie bitte Verständnis dafür, dass meine Gattin, Mrs. Duval und ich Sie jetzt allein 146/221 lassen müssen , wandte er sich dann entschuldigend an den Marquess. Ich bestehe darauf, dass Seine Lordschaft mit uns kommt! , äußerte Caroline nachdrücklich. Unschlüssig blickte Mr. Ainderby zwischen den Besuchern hin und her und gab dann nach: Also gut. Er stand auf, ging zum Bureau und schloss die oberste Schublade auf. Er entnahm ihr das darin liegende Bund alter Schlüssel, drehte sich um und sagte: Wenn ich bitten darf. Man erhob sich und folgte ihm aus der Bibliothek ins Vestibül zu einer Eichentür. Der Hausherr sperrte sie auf, zündete eine Kerze an und bedeutete seiner Gattin und den Besuchern, ihm voranzugehen. Sobald sie seinem Wunsch entsprochen hatten, verriegelte er den Zugang von innen, setzte sich wieder an die Spitze seiner Begleiter und schritt zur Treppe am Ende des langen, dunklen Korridors. Er stieg die Stufen hinunter, entflammte die Kerzen der Wandleuchter und stellte das mitgebrachte Talglicht dann neben dem Eingang in die Nische. Man befand sich in einem mit einer Apsis versehenen Kellergewölbe, das wie eine Krypta wirkte, vor allem weil im Chor, einem Altar ähnlich, ein wuchtiger, mit Schnitzereien geschmückter Kastentisch stand, auf dem ein altersdunkler Schrein mit Gefachen, gedrechselten Säulen und polierten Handgriffen platziert war. Versprechen Sie mir, Mylord, Schweigen über das zu be- wahren, was Sie jetzt sehen werden? , fragte Mr. Ainderby streng. Selbstverständlich , antwortete John ernst. Mr. Ainderby nestelte an seinem Schlüsselbund und öffnete, als er den richtigen Schlüssel gefunden hatte, die Fächer. 147/221 Gold strahlte im Widerschein der Kerzen auf, ein Anblick, der John den Atem verschlug. Bei genauerem Hinsehen erkannte er im linken Gefach eine mit Juwelen bestückte Schale und in dem daneben einen edelsteinbesetzten Deckelpokal. Das Fach zur Rechten war leer. Caroline deponierte den Lederbehälter auf dem Fußboden, schnallte die Riemen auf und nahm behutsam den in Leinen ge- hüllten Abendmahlskelch heraus. Vorsichtig setzte sie ihn vor dem geöffneten Renaissanceschrank ab, wickelte ihn aus und stellte ihn ehrfürchtig in das rechte Fach. Nachdem sie den let- zten Wunsch des Großvaters erfüllt hatte, trat sie zurück und gesellte sich zu Lord Coverdale. Der Ainderby-Kelch! , flüsterte Mr. Ainderby ergriffen. Ein Kleinod von solch handwerklicher Meisterschaft hatte John noch nie gesehen. Der obere Rand war glatt, der gesamte untere Teil des Bechers mit überaus vielfältigem Filigran be- deckt. Edelsteine in den unterschiedlichsten Farben erglänzten im Netz aus Goldfäden, vor allem am Fuß des Kelches, der wie die anderen Sakralgegenstände wahrscheinlich aus dem fün- fzehnten oder sechzehnten Jahrhundert stammte. Staunend wandte John den Blick ab und richtete ihn fragend auf Mrs. Duval. Caroline ahnte, was er wissen wollte, und sagte leise: Es war meinem Großvater ein Herzensanliegen, dass der von ihm geraubte Kelch wieder an seinen angestammten Platz zurückkehrt. Er hat ihn gestohlen? , flüsterte John verblüfft. Wie war das möglich? Mir ist nie zu Ohren gelangt, dass eine derart wertvolle Antiquität in High Hutton entwendet wurde. Seit der Abt des Klosters von Belvaux meinen Vorfahren diese Kultgegenstände anvertraut hat, wurde strenges Schweigen darüber bewahrt, dass sie hier untergebracht sind , erklärte Mr. 148/221 Ainderby. Sie gehören zu dem Kirchenschatz, dessen andere Teile verloren gingen, als die Abtei nach dem Dekret Heinrich VIII. aufgelöst wurde. Meine Vorväter haben sie fast drei Jahrhunderte lang gehütet, und nur die Mitglieder meiner Fam- ilie hatten Zugang zu ihnen. Wie konnte Ihr Großvater dann in dieses Kellergelass gelan- gen? , wunderte sich John. Caroline atmete tief durch und antwortete dann gefasst: Er war ein Ainderby, Sir, der jüngste Sohn von William Ainderby, dem Urgroßvater unseres Gastgebers. In dem an mich adressier- ten Brief hat er geschrieben, er habe in jungen Jahren ein sehr unstetes Leben geführt und sei deswegen von seinem Vater, mit dem er sich überworfen hatte, enterbt und des Hauses verwiesen worden. Wütend habe er, als er zwanzig Jahre alt war, den Messkelch gestohlen und sich nach Jamaika abgesetzt. Ur- sprünglich hatte er vor, ihn zu veräußern, um von dem Erlös seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, konnte sich jedoch nicht von dem einzigartig schönen Kleinod trennen. Er war ebenso vernarrt in dessen Anblick wie später mein Vetter Edmund. Erst auf dem Sterbebett hat er sich überwunden, mir den Auftrag zu erteilen, die Kostbarkeit seinen Angehörigen zurückzugeben. Er war ein gemeiner Dieb, Madam , warf Mrs. Ainderby ab- fällig ein. Und da Sie seine Enkelin sind, wäre ich Ihnen dank- bar, wenn Sie dieses Haus unverzüglich verließen. Sie können sie nicht unter seinem Vergehen leiden lassen, Mrs. Ainderby , schaltete John sich vorwurfsvoll ein. Schließ- lich hat sie den Abendmahlskelch unter großem persönlichen Einsatz und trotz vieler Gefahren zurückgebracht. Im Übrigen ist sie ebenfalls eine Ainderby, die das Recht hat, hier zu sein. Jetzt begreife ich, warum ich diese auffallende Ähnlichkeit mit Miss Gabriella habe , murmelte Caroline. Sie war meine Großcousine. Ich kann gut verstehen, dass Mrs. Ainderby sich 149/221 bei meinem Anblick unliebsam an sie erinnert fühlt und möchte, dass ich gehe. Sie warf einen letzten Blick auf die im Licht er- gleißenden goldenen Kostbarkeiten, wandte sich ab und schaute entschlossen Seine Lordschaft an. Mr. Ainderby schloss die Doppeltür des Fassadenschranks, blies die Kerzen in den Girandoles aus und nahm das Talglicht aus der Nische. Er ließ Ellen und den Besuchern den Vortritt, und die kleine Gruppe begab sich zurück ins Foyer. Langsam näherte Caroline sich Joseph, der noch immer auf [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ] |