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sie mir ein herzliches Mitleid ablockte. Ich versprach ihr endlich, dass ich auch diese Nacht Norbergen beruhigen und ihn unter allerlei Vorwaenden entfernen wollte; ich bat sie, zu Bette zu gehen, allein sie schien mir nicht zu trauen: sie blieb angezogen und schlief zuletzt, bewegt und ausgeweint, wie sie war, in ihren Kleidern ein. Norberg kam; ich suchte ihn abzuhalten, ich stellte ihm ihre Gewissensbisse, ihre Reue mit den schwaerzesten Farben vor; er wuenschte sie nur zu sehen, und ich ging in das Zimmer, um sie vorzubereiten; er schritt mir nach, und wir traten beide zu gleicher Zeit vor ihr Bette. Sie erwachte, sprang mit Wut auf und entriss sich unsern Armen; sie beschwur und bat, sie flehte, drohte und versicherte, dass sie nicht nachgeben wuerde. Sie war unvorsichtig genug, ueber ihre wahre Leidenschaft einige Worte fallenzulassen, die der arme Norberg im geistlichen Sinne deuten musste. Endlich verliess er sie, und sie schloss sich ein. Ich behielt ihn noch lange bei mir und sprach mit ihm ueber ihren Zustand, dass sie guter Hoffnung sei und dass man das arme Maedchen schonen muesse. Er fuehlte sich so stolz auf seine Vaterschaft, er freute sich so sehr auf einen Knaben, dass er alles einging, was sie von ihm verlangte, und dass er versprach, lieber einige Zeit zu verreisen, als seine Geliebte zu aengstigen und ihr durch diese Gemuetsbewegungen zu schaden. Mit diesen Gesinnungen schlich er morgens frueh von mir weg, und Sie, mein Herr, wenn Sie Schildwache gestanden haben, so haette es zu Ihrer Glueckseligkeit nichts weiter bedurft, als in den Busen Ihres Nebenbuhlers zu sehen, den Sie so beguenstigt, so gluecklich hielten und dessen Erscheinung Sie zur Verzweiflung brachte." "Redest du wahr?" sagte Wilhelm. "So wahr", sagte die Alte, "als ich noch hoffe, Sie zur Verzweiflung zu bringen. Ja gewiss, Sie wuerden verzweifeln, wenn ich Ihnen das Bild unsers naechsten Morgens recht lebhaft darstellen koennte. Wie heiter wachte sie auf! wie freundlich rief sie mich herein! wie lebhaft dankte sie mir! wie herzlich drueckte sie mich an ihren Busen! "Nun", sagte sie, indem sie laechelnd vor den Spiegel trat, "darf ich mich wieder an mir selbst, mich an meiner Gestalt freuen, da ich wieder mir, da ich meinem einzig geliebten Freund angehoere. Wie ist es so suess, ueberwunden zu haben! welch eine himmlische Empfindung ist es, seinem Herzen zu folgen! Wie dank ich dir, dass du dich meiner angenommen, dass du deine Klugheit, deinen Verstand auch einmal zu meinem Vorteil angewendet hast! Steh mir bei, und ersinne, was mich ganz gluecklich machen kann!" Ich gab ihr nach, ich wollte sie nicht reizen, ich schmeichelte ihrer Hoffnung, und sie liebkoste mich auf das anmutigste. Entfernte sie sich einen Augenblick vom Fenster, so musste ich Wache stehen: denn Sie sollten nun ein fuer allemal vorbeigehen, man wollte Sie wenigstens sehen; so ging der ganze Tag unruhig hin. Nachts zur gewoehnlichen Stunde erwarteten wir Sie ganz gewiss. Ich passte schon an der Treppe, die Zeit ward mir lang, ich ging wieder zu ihr hinein. Ich fand sie zu meiner Verwunderung in ihrer Offizierstracht, sie sah unglaublich heiter und reizend aus. "Verdien ich nicht", sagte sie, "heute in Mannstracht zu erscheinen? Habe ich mich nicht brav gehalten? Mein Geliebter soll mich heute wie das erstemal sehen, ich will ihn so zaertlich und mit mehr Freiheit an mein Herz druecken als damals: denn bin ich jetzt nicht viel mehr die Seine als damals, da mich ein edler Entschluss noch nicht frei gemacht hatte? Aber", fuegte sie nach einigem Nachdenken hinzu, "noch hab ich nicht ganz gewonnen, noch muss ich erst das aeusserste wagen, um seiner wert, um seines Besitzes gewiss zu sein; ich muss ihm alles entdecken, meinen ganzen Zustand offenbaren und ihm alsdann ueberlassen, ob er mich behalten oder verstossen will. Diese Szene bereite ich ihm, bereite ich mir zu; und waere sein Gefuehl mich zu verstossen faehig, so wuerde ich alsdann ganz wieder mir selbst angehoeren, ich wuerde in meiner Strafe meinen Trost finden und alles erdulden, was das Schicksal mir auferlegen wollte." Mit diesen Gesinnungen, mit diesen Hoffnungen, mein Herr, erwartete Sie das liebenswuerdige Maedchen; Sie kamen nicht. Oh! wie soll ich den Zustand des Wartens und Hoffens beschreiben? Ich sehe dich noch vor mir, mit welcher Liebe, mit welcher Inbrunst du von dem Manne sprachst, dessen Grausamkeit du noch nicht erfahren hattest!" "Gute, liebe Barbara!" rief Wilhelm, indem er aufsprang und die Alte bei der Hand fasste, "es ist nun genug der Verstellung, genug der Vorbereitung! Dein gleichgueltiger, dein ruhiger, dein zufriedner Ton hat dich verraten. Gib mir Marianen wieder! Sie lebt, sie ist in der Naehe. Nicht umsonst hast du diese spaete, einsame Stunde zu deinem Besuche gewaehlt, nicht umsonst hast du mich durch diese entzueckende Erzaehlung vorbereitet. Wo hast du sie? Wo verbirgst du sie? Ich glaube dir alles, ich verspreche dir [ Pobierz całość w formacie PDF ] |