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wieder aufgewacht ist, wird er das Mißverständnis aufklären und uns hier herausholen, das verspreche ich - « Die kleine Klappe in der Tür wurde geöffnet, und ein breites, vor Schmutz starrendes Gesicht lugte zu ihnen herein. Trübe, aber trotz- dem sehr wache Augen musterten die Insassen der Zelle einen Mo- ment lang sehr mißtrauisch, dann wurde die Klappe mit einem Knall wieder zugeworfen, und das Geräusch des Schlüssels war zu hören, der sich im Schloß drehte. »Seht ihr!« sagte Ella. »Ich habe euch doch gesagt, daß wir nicht lange hierbleiben werden!« 123 Die Tür wurde geöffnet, und ein Schwall warmer Luft und der rote Lichtschein einer Fackeln drangen vom Gang aus in die Zelle herein. Einen Moment später betrat der Wärter die Zelle. Er war ein riesiger, breitschultriger Kerl, der allerdings eher fett als muskulös wirkte und auch in Gänze schmuddelig und verwahrlost aussah. Er mußte sich bücken, um durch die Tür zu treten, ohne sich dabei den Kopf anzu- stoßen. Ächzend richtete er sich hinter der Tür wieder auf, warf einen mißtrauischen Blick in die Runde und deutete schließlich mit einem fetten Zeigefinger auf Ella. »Du da!« Ella stand gehorsam auf und trat ihm einen halben Schritt entgegen; mehr Platz bot das winzige Verlies nicht. Der Wächter maß sie mit einem neuerlichen, diesmal sehr langen Blick von Kopf bis Fuß, dann grinste er häßlich und sagte: »Zieh dein Kleid aus.« Ella blinzelte verständnislos. »Wie?« »Dein Kleid!« verlangte der Fette. »Gib es mir. Du kannst das da anziehen!« Damit warf er Ella ein aus grobem Sackleinen gefertigtes Kleid vor die Füße, das kaum weniger erbärmlich stank als er selbst. »Nun mach schon!« herrschte er sie an. »Oder soll ich dir helfen?« Ohne eine Antwort abzuwarten, streckte er die Hände nach Ella aus. Aber er führte die Bewegung nicht zu Ende, denn in diesem Moment geschah etwas fast Unheimliches: Ella sagte kein Wort, sondern sah ihn nur an, und kaum hatten sich ihre Blicke berührt, da erlosch das gierige Glitzern in den Augen des Wärters, und an seiner Stelle machte sich ein Ausdruck von Unsicherheit und Verwirrung breit. »Was& ?« murmelte er. »Ich schaffe das allein«, sagte Ella leise. »Du kannst draußen war- ten. Ich klopfe, wenn ich so weit bin.« Der Fette starrte sie an. Er blinzelte, fuhr sich nervös mit der Zun- genspitze über die Lippen und setzte zwei- oder dreimal dazu an, etwas zu sagen. Aber schließlich nickte er nur, drehte sich auf dem Absatz herum und stürmte so rasch aus der Zelle, daß es beinahe einer Flucht gleichkam. Die Tür fiel mit einem Knall hinter ihm ins 124 Schloß, und man konnte hören, daß er den Schlüssel nicht nur min- destens dreimal herumdrehte. »Aber& aber was bedeutet denn das?« murmelte Suschen fas- sungslos. »Sie lassen uns nicht raus?« Ella schwieg. Für eine kleine Ewigkeit stand sie einfach reglos da und starrte die geschlossene Tür an, dann bückte sie sich seufzend nach dem Kleid, das ihr der Wächter gegeben hatte, faltete es ausein- ander und begann aus ihrem Kostüm zu schlüpfen. Seltsamerweise wirkte sie selbst in dem einfachen Kleid aus Sackleinen kaum weni- ger beeindruckend und schön als in dem prachtvollen Falkenkostüm. »Ella!« sagte Suschen. Ihre Stimme klang jetzt fast verzweifelt. »So& so sag doch etwas!« Ella schwieg noch immer. Sie sah das Mädchen sehr traurig an, dann drehte sie sich wieder zur Tür und klopfte gegen das Holz. Der Wächter kam nicht wieder zu ihnen herein, sondern öffnete nur die Klappe, um mit einer hastigen Bewegung nach dem Kostüm zu grei- fen, das Ella ihm hinhielt, und es ihr aus den Händen zu reißen. Trau- rig drehte sich Ella wieder von der Tür weg und sah auf Suschen herab. »Nein«, flüsterte sie. »Ich fürchte, ich habe mich geirrt. Sie lassen uns nicht heraus.« »Aber& aber was meinst du denn damit?« murmelte Suschen. »Was passiert denn nun?« »Ich weiß es nicht«, seufzte Ella. Sie klang nicht einmal wirklich erschrocken und eigentlich auch nicht verängstigt. Nur sehr, sehr traurig. »Aber ich fürchte, es wird etwas Schreckliches sein«, fügte sie nach einer Weile hinzu. Und sie tat es in einem Ton, der nicht nur Su- schen, sondern auch den drei anderen Kindern klar machte, daß sie damit nicht nur unbedingt ihr Schicksal meinte& 125 16 »Das kann ich nicht tun!« sagte Katja. »Nie und nimmer!« Sie schüttelte heftig den Kopf, um ihre Worte zu bekräftigen, und in ih- rer Stimme lag dabei eine Entschlossenheit, wie sie ihre Schwester selten zuvor bei ihr vernommen hatte. Vielleicht noch nie. »Ich wür- de niemals die Hand gegen den Prinzen erheben!« Skeven wollte etwas sagen, aber Nadja brachte ihn mit einem ra- schen, zornigen Blick zum Verstummen, ehe sie sich wieder zu ihrer Schwester herumdrehte und mit einem zuckersüßen Lächeln antwor- tete: »Aber das sollst du doch auch gar nicht, Dummchen. Du sollst doch nicht wirklich auf ihn schießen, sondern nur so tun!« Das ist ja gerade das Problem, dachte Skeven. Ihm war ganz und gar nicht wohl in seiner Haut, und er fühlte sich mit jedem Wort, das er hörte, unwohler. Er kannte Katja nicht besonders gut - und er legte auch keinen Wert darauf -, aber nach allem, was er bisher mit ihr erlebt hatte, würde es ihn nicht wundern, wenn sie den Prinzen genau ins Herz traf, gerade weil sie mit ihrer Waffe in die entgegengesetzte Richtung zielte. Aber er schwieg. Er hatte das Gefühl, daß ihm die ganze Geschichte schon längst über den Kopf gewachsen und es in Wahrheit mittlerweile Nadja war, die bestimmte was geschah, und nicht mehr er. »Nur so tun?« fragte Katja. »Warum?« Nadja seufzte. »Du mußt blind sein, Schwester«, sagte sie. »Ist dir nicht aufgefallen, wie der Prinz dieses Köhlermädchen angestarrt hat?« »Er hatte nur noch Augen für sie«, bestätigte Katja, jetzt in eindeu- tig schmollendem Ton. »Ich habe doch gleich gesagt, daß es keinen Zweck hat. Er wird mich niemals heiraten.« »Das wird er, keine Angst«, sagte Nadja rasch. »Nur müssen wir [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ] |